So senken Sie Ihre Fixkosten um Tausende Franken pro Jahr
Auch in der Schweiz steigt die Inflation. Gegen hohe Preise kann man ankämpfen, indem man Fixkosten bei Telekom-Abos, Geldanlagen, Krankenkassen und Versicherungen reduziert.
Bernhard Bircher-Suits
31.01.2022, 05.30 Uhr
Der Schweizer Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) misst die Teuerung der Konsumgüter in der Schweiz. Im Jahr 2021 legte die Teuerung um 0,6 Prozent zu. Zum Vergleich: 2020 gab es noch eine Minus-Teuerung von 0,7 Prozent.
Die Inflation in der Schweiz dürfte dieses Jahr gemäss der Dezember-Prognose des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) aufgrund gestiegener Preise für Energieträger und Vorleistungsgüter moderat auf 1,1 Prozent im Jahresdurchschnitt steigen. Heute können 0,8 bis 0,9 Prozentpunkte der Inflationsrate – und somit der grösste Teil – durch die höheren Erdölpreise erklärt werden.
CO2-Abgabe verteuert Heizöl und Gas im Jahr 2022
Bei den Lebensmitteln wurden zum Beispiel Brotwaren zwischen 10 und 15 Prozent teurer sowie sämtliche Produkte, die mit Weizen hergestellt werden. Aber auch im Non-Food-Bereich sind gewisse Produkte teurer geworden, so zum Beispiel Konstruktionsholz.
Beim Heizen drohen dieses Jahr weitere Mehrkosten: Seit Anfang 2022 kostet die CO2-Abgabe neu 120 statt 96 Franken pro Tonne CO2. Diesen Zuschlag und die gestiegenen Brennstoff- und Strompreise spüren viele Menschen und Unternehmen in der Schweiz direkt im Portemonnaie. Immerhin fliessen zwei Drittel der CO2-Abgabe zurück an die Bevölkerung und die Wirtschaft.
Solchen Mehrkosten kann man auf die Schnelle nur schlecht entgehen. Vermeintliche Budget-Fixkosten lassen sich aber oft einfach senken – und zwar ohne Komforteinbussen. Das «Anti-Teuerungs-Rezept»: Kenntnisse über Steuerabzüge, die Bereitschaft zum Wechsel von Banken, Telekom-Anbietern, Versicherungen und etwas Zeit, um Angebote zu vergleichen und Kündigungsbriefe zu versenden.
Bankspesen: Smartphone-Lösungen bieten tiefe Gebühren
Beim Zahlungsverkehr und Sparen sind die Höhe der Spesen, der Kontozins, allfällige Negativzinsen sowie Rückzugsbeschränkungen wichtig. Die Vergleichsplattform Moneyland.ch ermöglicht Privaten einen individuellen Kostenvergleich.
Ein Beispiel: Ein Erwachsener mit Wohnsitz Zürich und Jahrgang 1962 hat im Schnitt 6000 Franken auf dem Privatkonto. Er nutzt nur E-Banking und hat eine Debit-Karte. Er nutzt seine Bankkarte ab und zu im In- und Ausland. Der Vergleich von 14 Anbietern von Privatkonten zeigt: Der Zürcher zahlt bei der teuersten Bank im Vergleich – der Grossbank UBS – im Jahr 261.90 Franken. Mit der Smartphone-Lösung von Neon, dem Angebot «Neon free», hingegen würden dieselben Kontoaktivitäten 24 Franken im Jahr betragen. Das Sparpotenzial: rund 238 Franken.
Als Neon-Bankpartner fungiert die Schweizer Hypothekarbank Lenzburg. Der Vorteil von «Neon free» wie auch den ähnlichen Smartphone-Apps Zak (Bank Cler) oder CSX (Credit Suisse) sind die fehlenden oder sehr tiefen Kontoführungsgebühren. Aber aufgepasst: Bei solchen Smartphone-Bankkonten gehen vor allem Bargeldbezüge an fremden Bancomaten rasch ins Geld. So kostet bei Zak ein Bargeldbezug an fremden Geldautomaten in der Schweiz 2 Franken, im Ausland 5 Franken.
Tipp: Grundsätzlich lassen sich mit Smartphone-Banking-Lösungen, aber auch bei konventionellen Banken viele Transaktionskosten und Gebühren sparen, wenn man auf Bargeldbezüge an Fremd-Bancomaten verzichtet, keine Telefon- und Schaltergeschäfte tätigt und vor allem auf das papierlose E-Banking setzt.
Währungswechsel: 5000 Franken nach Berlin senden und 257 Euro sparen
In der derzeitigen Tiefpreis-Phase des Euro kann es interessant sein, harte Franken auf Vorrat in Euro zu wechseln und das Geld auf einem Schweizer Euro-Konto für Studien- oder Ferienaufenthalte zu deponieren. Der Haken dabei: Beim Geldwechsel verdienen Banken mit einem versteckten Aufschlag auf den sogenannten Interbankenkurs viel Geld für eine digitale Transaktion.
Das Schweizer Vergleichsportal Monito.com macht die versteckten Aufschläge für viele Währungen transparent. Ein Beispiel zeigt das Einsparpotenzial eindrücklich: Eine Mutter will ihrer Tochter 5000 Franken für das Studium in Berlin überweisen. Nutzt die Mutter die Migros-Bank für ihre Überweisung nach Deutschland, erhält die Tochter netto 4535 Euro auf ihrem Euro-Konto in Berlin gutgeschrieben.
Bei den Online-Anbietern Currencyfair oder Wise wären es aber 4791 beziehungsweise 4792 Euro. Mit diesen Geldüberweisungs-Diensten erhält die Tochter somit 256 oder 257 Euro mehr ausbezahlt als über die Migros-Bank. Gut zu wissen: Die Plattform Monito empfiehlt ausschliesslich regulierte und sichere Unternehmen.
Tipp: Wer viel im Ausland weilt, sollte die Multi-Währungs-Karten der Online-Bank Swissquote und des Anbieters Wise (https://wise.com) prüfen. Wise bietet seine Debit-Karte für 8 Euro an. Eine rein digitale Visa-Karte von Wise lässt sich ohne Jahresgebühr dazubuchen.
Telekom-Abos: Bestandskunden müssen um Rabatte feilschen
Langjährige Kunden von Salt, Sunrise/UPC oder der Swisscom reiben sich immer mal wieder die Augen, wenn sie zeitlich limitierte Billigangebote «nur für Neukunden» erblicken. Meist kosten die Angebote die Hälfte oder weniger, als der treue Kunde Jahr für Jahr bezahlt.
Wer hochpreisige Abos nutzt und schon einige Jahre Kunde ist, kann mit einem Anruf beim Kundendienst auf solche Kampagnen verweisen und zumindest für eine befristete Zeit Einsparungen erzielen. Der Grund: Telekom-Firmen bezahlen treuen Kunden lieber Rabatte, anstatt sie an die Konkurrenz zu verlieren. Zudem ist die Akquise von Neukunden aufwendig und oft viel teurer. Dass Rabatte meist gewährt werden, belegen Kundenerfahrungen in Internetforen.
Tipp: Geld sparen lässt sich auch, wenn man Handy-Einzelabos von Familienmitgliedern bei verschiedenen Anbietern zu einem Anbieter zügelt und so von Mengenrabatten profitiert.
Internet-Abo: Ein günstiger Anbieter hilft Jahr für Jahr Hunderte Franken sparen
Aber auch mit einem Anbieterwechsel des Internet-Abonnements kann man rasch seine Fixkosten reduzieren. Ein Beispiel: Eine Stadtzürcherin zahlt beim Internetprovider iWay für den schnellstmöglichen Internetanschluss gemäss der Vergleichsplattform Moneyland für Glasfaser-Internet mit Tempo 1000 Mbit pro Sekunde 392 Franken im Jahr.
Zum Vergleich: Das Angebot Solnet Expert kommt mit demselben Tempo auf 967 Franken zu stehen. Das Sparpotenzial liegt folglich bei 575 Franken pro Jahr. Ähnliche Telekom-Abo-Vergleiche bieten auch Online-Plattformen wie Comparis.ch, Alao.ch oder Bonus.ch.
Krankenkasse: Prämienerhöhungen kann man umgehen
Der Krankenkassen-Dachverband Santésuisse warnte Ende Januar 2022 vor weiteren Prämienerhöhungen wegen gestiegener Kosten bei der Grundversicherung. Doch steigende Krankenkassen-Prämien sind nicht in Stein gemeisselt. Der Leistungsumfang in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung ist bei allen Krankenversicherern gleich. Mit einem Wechsel der Grundversicherung zu einer günstigeren Kasse kann man mit wenig Aufwand viel Geld sparen. Das vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) kostenlos zur Verfügung gestellte Vergleichsportal Priminfo.ch erlaubt einen raschen Prämienvergleich mit ein paar Mausklicks.
Ein Beispiel zeigt das Sparpotenzial: Eine Einzelperson mit Jahrgang 1980 zahlt bei der SLKK-Versicherung, der ehemaligen Schweizer Lehrerkrankenkasse, im Jahr 5343 Franken Prämien bei einer Franchise von 300 Franken. Bei Vivacare wären es 6900 Franken für dieselben gesetzlich geregelten Leistungen. Die Einsparung liegt folglich bei rund 1560 Franken im Jahr. Wer zudem zu einem günstigeren Hausarztmodell wechselt und die Franchise erhöht, kann zusätzliche Einsparungen erzielen. Versicherte in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen können zudem eine Prämienverbilligung beantragen. Für die Überprüfung des Anspruchs auf Verbilligung der Grundversicherungsprämie sind kantonale Stellen zuständig (siehe: https://www.priminfo.admin.ch/de/verbilligung/kantonale-stellen).
Auch gut zu wissen: Angestellte sind in der Schweiz obligatorisch gegen die finanziellen Folgen von Berufs- und Freizeitunfällen versichert –vorausgesetzt, sie arbeiten mindestens 8 Stunden pro Woche beim gleichen Arbeitgeber. In diesem Fall können Sie auf die zusätzliche Unfalldeckung in der Krankenkasse verzichten.
Tipp: Ein Versicherungswechsel in der obligatorischen Grundversicherung ist per 1. Juli 2022 in bestimmten Fällen möglich. Wer über eine Grundversicherung mit einer ordentlichen Franchise (Erwachsene 300 Franken, Kinder 0 Franken pro Kalenderjahr) und freier Wahl des Leistungserbringers verfügt, kann seine Krankenversicherung auf den 30. Juni unter Einhaltung einer dreimonatigen Kündigungsfrist kündigen.
Weitere Versicherungen: Prämien online vergleichen
Die grössten finanziellen Risiken neben Krankheit sind Unfall sowie Todesfall und Erwerbsausfall-Risiko. Auch die Risiken Haftpflichtzahlungen und zerstörter Hausrat sollten über eine Versicherung abgedeckt werden. Prämienvergleiche für die erwähnten Risiken bieten Online-Plattformen wie Bonus.ch, Comparis.ch oder Moneyland.ch.
Umzug zu Online-Broker prüfen
Internet-Börsenhändler sind für Kleinanleger deutlich günstiger als Universalbanken. Ein Beispiel: Gemäss Moneyland.ch zahlt ein Online-Gelegenheitstrader bei der FlowBank im Jahr rund 345 Franken. Die FlowBank ist eine Schweizer Online-Bank mit Sitz in Genf. Bei der UBS wären es rund 1800 Franken. Die ebenfalls teure Credit Suisse rangiert direkt hinter der UBS mit Kosten von 1679 Franken für dieselben Wertschriften-Transaktionen.
Tipp: Beachten Sie allfällige «Zügelkosten», wenn Sie ihr Wertschriftendepot zu einem günstigeren Anbieter wechseln wollen. Klären Sie mit dem neuen Anbieter, ob er allfällige Transferkosten übernimmt. Die Schweizer FlowBank übernimmt zum Beispiel die Transferkosten von Aktien bis zu einem Betrag von 750 Franken.
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