Gut bezahlte Informatik-Jobs gibt es in der Schweiz zu Genüge. Doch was sind die Erwartungen von Unternehmen an Informatik-Einsteigerinnen und Einsteiger? Wir sagen, was Unternehmen von dir erwarten.
Ein Gastbeitrag von Bernhard Bircher-Suits auf Jobs.ch
Über alle Berufsgruppen hinweg betrachtet herrscht in der gesamten Schweiz in den Ingenieurs-, Technik- und Informatikberufen ein akuter Mangel an Fachkräften. Das zeigt der Stellenmarkt-Monitor der Universität Zürich. Die Anzahl der Beschäftigten im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) wächst gemäss der Branchenorganisation ICTSwitzerland doppelt so schnell wie in der Gesamtwirtschaft. Die ICT-Studie 2018 sagt bis ins Jahr 2026 einen Mangel an 40’000 ICT-Fachkräften voraus. 38 Prozent der offenen ICT-Stellen sind im Bereich der Software-Entwicklung angesiedelt. Weil in der ICT-Branche Fachkräftemangel herrscht, sind die Löhne attraktiv.
Überdurchschnittliche Löhne für ausgebildete Fachkräfte
Das Lohncheck von jobs.ch gibt einen raschen Überblick über die alle Löhne in verschiedenen Schweizer Kantonen. So verdient beispielsweise ein Informatiker in Zürich einen mittleren Jahreslohn von 90’200 Franken brutto. Im Kanton Wallis sind es hingegen 73’200 Franken. Der schweizweite Durchschnitt bei Informatikern zwischen 35 und 45 Jahren liegt bei 100’000 Franken. Die Lohntool-Angaben basieren auf bei jobs.ch deklarierten Löhnen von realen Personen. Personen mit einer beruflichen Grundbildung im ICT-Bereich verdienen gemäss dem Institut für Wirtschaftsstudien Basel (IWSB) im Schnitt rund 1’600 Franken mehr pro Monat als eine Vergleichsperson mit einem anderen Lehrabschluss.
Hohe Anforderungen an Lernende und BerufseinsteigerInnen
Doch einfach ist es nicht, Karriere in einem gut bezahlten ICT-Beruf zu machen. Die Anforderungen von Schulen und Unternehmen sind hoch. Für die vierjährige Berufslehre zum Informatiker EFZ werden zum Beispiel Teamfähigkeit, logisch-abstraktes Denkvermögen, eine rasche Auffassungsgabe, räumliches Vorstellungsvermögen, ausgeprägte Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer gefordert. Informatikerinnen und Informatiker EFZ entwickeln, realisieren, installieren, testen, betreiben und unterhalten Informatiklösungen. Silvan Arnold, Berufs-, Studien- und Laufbahnberater beim Laufbahnzentrum Zürich, sagt: «Wer in die Informatik einsteigen möchte, muss gut sein in naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern und Englisch. Man muss zudem gerne technische Probleme lösen. Wer einfach nur gerne Computergames spielt, ist fehl am Platz.» Thomas Jeiziner, Mediensprecher beim Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz), ergänzt: «Hilfreich ist es auch, während des Studiums praktische Erfahrungen zu sammeln und sich in einem spezifischen Bereich weiter zu bilden. Während des Studiums ist es zudem sinnvoll, Erfahrungen in Projektarbeit zu sammeln.»
Eignung für ICT-Jobs online abklären mit ICT-Check
Neben der klassischen Berufslehre werden in einzelnen Kantonen auch 4-jährige schulische Ausbildungen angeboten; einerseits von kantonalen Informatikmittelschulen, andererseits von Privatschulen. Das Angebot an Informatik-Ausbildungen ist vielfältig und lässt sich im Detail auf der Webplattform «ICT Berufsbildung» nachlesen. Für welchen Informatik-Beruf du geeignet bist, zeigt dir der sogenannte Online-ICT-Check.
Fachübergreifendes Denken und Arbeiten ist bei Informatik-Jobs wichtig
Doch welche soziale Kompetenzen – sogenannte Soft Skills – erwarten Unternehmen von ICT-Fachkräften? Zu den wichtigen Soft Skills zählen Personaler zum Beispiel Verhandlungsgeschick und Auftrittskompetenz. Gemäss Berufsberater Silvan Arnold haben Kompetenzen wie gute Kommunikationsfähigkeiten auch im Informatikbereich stark an Bedeutung gewonnen. Thomas Jeiziner vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) sagt: «Unsere ICT-Fachkräfte sollten sich in der agilen und digitalen Welt zurechtfinden und gerne interdisziplinär arbeiten wollen. Visionäre Ideen sollte man in einfache Lösungen umsetzen können.»
Eine permanente Weiterbildung ist ein Muss
Gemäss Zerrin Azeri, Associate Director beim Personalvermittler Robert Half, würden Informatik-Abteilungen heute nicht mehr isoliert agieren, sondern eng mit anderen Abteilungen zusammenarbeiten. «ICT-Mitarbeiter müssen daher neben ihren fachlichen Fähigkeiten auch Teamfähigkeit, Flexibilität und eine geschäftsorientierte Denkweise mitbringen.» Personalverantwortliche würden bei der Rekrutierung speziell auf solche Eigenschaften achten. Azeri fügt hinzu: «Quereinsteiger müssen auf jeden Fall eine passende Informatik-Weiterbildung vorweisen und Interesse am Thema nachweisen können.» Silvan Arnold vom Laufbahnzentrum Zürich sagt: «Einige Fachhochschulen bieten für interessierte Quereinsteiger auch Vorkurse an, um danach ein Informatikstudium beginnen zu können.»
Teamorientiere Führungspersönlichkeiten sind bei Credit Suisse gefragt
Heike Schubert, Leiterin Experienced & Campus Recruitment Schweiz, bei der Credit Suisse (CS), sagt zu den Anforderungen der CS an junge IT-Fachkräfte: «Unsere Career-Starter im Informatik-Bereich sollten stets bestrebt sein, innovative Technologien, Produkte und Dienstleistungen mitzugestalten und zu entwickeln.» Gefragt seien teamorientierte Führungspersönlichkeiten mit guten Kommunikations- und Problemlösungsfähigkeiten.
Claudia Lips, HR-Businesspartnerin IT bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) sagt: «Bei der Rekrutierung suchen wir Kolleginnen und Kollegen, die mit uns die Schweiz bewegen wollen und achten sowohl auf technologisches Wissen wie auch auf Soft Skills. Für die interne Zusammenarbeit sind eine hohe Kundenorientierung, Beratungsfähigkeit und eine Nutzenorientierung wichtig. Im Bereich der Selbstführung sind Beweglichkeit, Offenheit für Neues und Umgang mit Unsicherheiten gefragt.»
Wichtig ist Berufsberater Arnold noch der allgemeine Hinweis, dass man sich in der Informatik alle zwei bis drei Jahre weiterbilden müsse, um mithalten zu können. Eine Karriere in der Informatik ist somit eine ständige neue Herausforderung.
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