Betrüger benützen für die Suche nach Opfern stets ähnliche Tricks – und werden selbst bei Pensionskassen und Vermögensverwaltern fündig. K-Geld sagt, wann die Alarmglocken schrillen müssten.
Auf dem Sparkonto gibt es zurzeit im besten Fall 0,8 Prozent Zins im Jahr. Die Zeiten für Betrüger sind rosig, denn viele Sparer suchen lukrativere Anlagemöglichkeiten. Doch leider erhalten Anleger immer wieder unseriöse Angebote per Telefon, Fax, Post oder E-Mail – von selbsternannten «Finanzexperten». Ihre bevorzugte Masche: Sie ködern potenzielle Investoren mit jeweils im Trend liegenden Geldanlagen wie Aktien, Devisen, Edelmetallen, Edelhölzern, Fonds oder Immobilien. Meist sind die Angebote angeblich nur zeitlich befristet erhältlich – man müsse rasch zuschlagen. Der Zweck solcher Zeitlimiten: Ein Anleger soll keine Zeit für eine kritische Durchleuchtung des «tollen» Angebots erhalten.
Viel zu hohe Renditen versprochen – Anleger verloren Millionen
Was viele Anlagebetrüger verbindet: Sie versprechen Traumrenditen. Das zeigt auch der Fall Ulrich Engler (51). Der deutsche Staubsaugervertreter zog mit Renditeversprechen von bis zu 72 Prozent pro Jahr rund 5000 Anleger über den Tisch, darunter viele Schweizer. Die schriftlich garantierten Superrenditen waren zu schön, um wahr zu sein – geschätzte Schadensumme: 500 Millionen Euro. Engler hatte eine altbekannte Masche genutzt. Er gab sich als erfolgreicher Investmentexperte aus. Seinen Kunden tischte er eine sagenhafte Story auf. Er könne mit Hilfe eines Computerprogramms die Entwicklung von Aktien als Erster erkennen. Tatsächlich besass er nur ein Computerprogramm, mit dem er Aktienkurse analysieren konnte. Von 2005 an baute er von Florida (USA) aus ein System mit Vermittlern und Untervermittlern auf. Sie sammelten bei Anlegern bis zu siebenstellige Beträge ein, die Engler angeblich in vermeintlich höchst lukrative Aktiengeschäfte an der New Yorker Börse investierte. Doch das Geld nutzte der 2013 zu acht Jahren Haft verurteilte Engler für sein Luxusleben und zur Auszahlung neuer Anleger. Die österreichische Finanzmarktaufsicht hatte im November 2006 vor Geldgeschäften mit Englers Firma Private Commercial Office (PCO) gewarnt. Und im Februar 2007 warnte der «K-Tipp» Anleger in der Schweiz: «Fünf Prozent pro Monat? Hände weg!» Doch auch Investoren, die ihr Geld einem Finanzexperten anvertrauen, sind nicht immer vor Betrug gefeit. Das zeigen die Beispiele der Anleger Andreas Becker aus dem Aargau und Erik Meistermann (Namen geändert) aus dem Kanton Zürich. Becker hatte einer kleinen Vermögensverwaltung im Aargau rund 20000 Franken anvertraut. Meistermann investierte beim selben Geldverwalter 100000 Euro. Dieser zahlte einen Teil ihrer Gelder in den Anlagefonds K1 Global Fund ein. Becker sagt dazu: «Mein Vermögensverwalter hatte bei der Wahl der Geldanlagen gemäss Vertrag leider freie Hand.» Meistermann hatte beim Aargauer Geldverwalter vorgängig zumindest ein «überzeugendes» Faktenblatt des Fonds gesehen: Der K1 wies – gemäss den K-Geld vorliegenden Unterlagen – von 1996 bis März 2008 einen kumulierten Gewinn von fast 800 Prozent aus. Die Jahresrenditen betrugen bis zu 43 Prozent. Doch die verdächtig hohen Renditen hielten den Vermögensverwalter nicht davon ab, Meistermann von dieser Geldanlage zu überzeugen – ein kapitaler Fehler. Denn der K1-Fonds gehörte dem 2011 zu elf Jahren Haft verurteilten deutschen Anlagebetrüger Helmut Kiener (54). Kiener hatte mit seinen Fonds K1 und X1 Investoren um rund 300 Millionen Euro gebracht – und das ab Ende der 90er- Jahre bis 2008. Nicht nur kleine Schweizer Vermögensverwalter liessen sich von den extrem hohen Fondsrenditen blenden, auch Pensionskassen. So hatte die Kasse des Stahlproduzenten Swiss Steel über die britische Bank Barclays 10 Millionen Franken in den K1 investiert. Kiener warb bei potenziellen Neukunden denn auch bewusst mit bekannten Pensionskassen und Banken.
Bekannte Banken sind nicht zwingend ein Garant für Seriosität
Klingende Namen sind ebenso wenig ein Garant für Seriosität. Das zeigt der Fall ASE. K-Geld hatte schon 2009 vor der kleinen ASEVermögensverwaltung in Frick AG gewarnt: Diese stellte Anlegern teils über 10 Prozent Jahresrendite mit Währungsgeschäften in Aussicht. Die ASE-Devisenportfolios wurden über ein Netz von Verkäufern und Vermittlern angepriesen. Doch die Portfolios waren an keiner Börse kotiert. Die ASE-Anlagen hatten bestehende Kunden weiterempfohlen. Die als namhafte Depotbank in den Fall involvierte Basler Kantonalbank (BKB) ist diesen Mai von der Aufsichtsbehörde Finma gerüffelt worden. Die BKB sei unter anderem Hinweisen auf rechtswidrige Geschäfte nicht mit dem gebotenen Nachdruck nachgegangen: Rund 500 Investoren hatten Geld in dreistelliger Millionenhöhe verloren. Als elementare Schutzmassnahme empfiehlt K-Geld: Holen Sie vor einem Anlageentscheid immer eine Zweitmeinung ein – am besten bei einer unabhängigen Instanz.
Bernhard Bircher-Suits
Unaufgeforderte Zuschriften: Die Alarmglocken sollten läuten, wenn der Erstkontakt unaufgefordert via Telefon, Fax, E-Mail oder Brief erfolgt. Seriöse Firmen verfolgen keine solch aggressiven Verkaufsstrategien. Aktivieren Sie im Telefonbuch zum Selbstschutz den Stern-Eintrag gegen unerwünschte Werbeanrufe.
Unrealistisch hohe Renditeversprechen: Liegt die in Aussicht gestellte Verzinsung weit über dem Zins eines Sparkontos, besteht neben einem hohen Anlagerisiko auch höchste Betrugsgefahr.
Mehr Schein als Sein: Lassen Sie sich nicht von Titeln, Kleidung, Statussymbolen, teurem Büro oder prominenten angeblichen Freunden beeindrucken.
Heisse Tipps von Bekannten: Lassen Sie sich keine Geldgeschäfte durch «gute Bekannte» oder Freunde vermitteln. Privates und Geschäftliches sollte man konsequent trennen.
Komplizierte und teure Produkte: Investieren Sie nur in einfach verständliche, transparente und gebührenarme Finanzprodukte.
Zeitdruck: Lassen Sie sich nie unter Druck setzen und unterzeichnen Sie Verträge erst nach einer mehrtägigen Bedenkfrist.
Referenzen einholen: Von Investitionen in junge Unternehmen sowie in Geldanlagen ohne langjährigen Erfolgsausweis sollten Sie die Finger lassen. Skeptisch stimmen sollte ein Firmensitz im Ausland oder ein Anlageberater ohne festen Wohnsitz in der Schweiz. Verlangen Sie aktuelle Betreibungsauszüge.
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