Manuelle Bankaufträge: eine UBS-Inlandzahlung am Schalter für 60 Franken

Manuelle Bankaufträge

Wenn man Geld «manuell» verschiebt, fallen bei Schweizer Banken happige Gebühren an.

Bernhard Bircher-Suits
03.03.2022, 05.30 Uhr

Banken setzen bei Schalterkunden und Fans von Papier und Telefon auf abschreckend hohe Gebühren. Dies zeigt der Kostenvergleich für ein Privatkonto bei fünf grossen Schweizer Banken. Geschröpft werden vor allem wenig internetaffine Menschen über 70 Jahre.

 
 

Laut Bundesamt für Statistik (BfS) haben im Jahr 2019 rund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung Online-Banking benutzt. Die BfS-Zahlen zeigen auch: Vor allem die jüngere Generation nutzt den digitalen Service ihrer Bank. In der Alterskategorie 60+ hingegen sind mit rund 45 Prozent deutlich weniger Nutzer vertreten. Fakt ist gemäss BfS: In der Schweiz leben mehr als 1,6 Millionen Personen, welche 65 Jahre und älter sind.

Diese Altersgruppe macht somit rund einen Fünftel der Schweizer Bevölkerung aus. Ein beachtlicher Anteil von ihnen dürfte noch auf Schalterzahlungen und Zahlungsaufträge per Briefpost setzen. Darauf lässt auch die Studie «Digitale Senioren» von Pro Senectute Schweiz aus dem Jahr 2020 schliessen. Die Untersuchung zeigt: Vor allem ältere Semester über 70 Jahre nutzen E-Banking kaum.

Trotzdem buhlen Banken um diese vermögenden Rentner – zum Beispiel mit speziellen Senioren-Sparkonten. So wirbt beispielsweise die genossenschaftlich organisierte WIR-Bank mit ihrem «Sparkonto 60+» und dem Slogan: «Ab 60 haben Sie mehr verdient.» Im Werbetext auf der Website steht: «Wenn die Pensionierung näher rückt, dann nehmen Ihre Träume endlich Gestalt an. Und darauf zu sparen, kann richtig Spass machen. Vor allem wenn das Sparkonto einen Extrazins bietet.»

Senioren-Sparkonten bieten kaum noch Vorteile

Was auf der Website nicht sofort ersichtlich ist: Dieser vermeintlich attraktive «Extrazins» beträgt derzeit 0,1 Prozent für Guthaben bis zu 300 000 Franken. Konkret heisst das: Wer als Pensionär für die von der WIR-Bank angeführte «langersehnte Kreuzfahrt» oder den «Oldtimer» spart, wird Geduld aufbringen müssen. Ein Rechenbeispiel: Wer zum Beispiel einmalig 10 000 Franken aufs Sparkonto einzahlt und das Geld zu diesem Zins während 10 Jahren liegen lässt, spart gerade einmal 100 Franken zusätzlich. Mit diesen «Extrazinsen» können also auch reiche Senioren keine Kreuzfahrten ansparen.

Immerhin verrechnet die WIR-Bank für Summen über 300 000 Franken keine Negativzinsen. Trotzdem zählt die WIR-Bank in Zeiten von Negativzinsen mit diesem Extrazins-Angebot sogar zu den Schweizer Banken mit den besten Konditionen bei Senioren-Sparkonten – zusammen mit der Tessiner Kantonalbank. Senioren-Sparkonten boten lange Zeit einen etwas höheren Zinssatz als gewöhnliche Sparkonten. In der gegenwärtigen Niedrigzinsphase haben sie sich den übrigen Sparkonten bezüglich Zinsen angeglichen. Ihr Zinsvorteil ist mittlerweile vernachlässigbar, und daher haben einige Banken diese «Sonderangebote» längst beerdigt.

Teure Zahlungen von Sparkonten

Was nicht nur ältere Semester beachten sollten: Sparkonten sind keine günstige Lösung für den Zahlungsverkehr. So verlangt die WIR-Bank zum Beispiel auch bei Zahlungen über das Online-Banking 2 Franken pro Zahlung. Dieselbe Gebühr fällt bei der Zürcher Kantonalbank für Zahlungen ab Sparkonto an. Deshalb empfiehlt sich für alle Bankkunden, für den Zahlungsverkehr ein Privatkonto zu führen. Privatkonten für Senioren können im kleineren Rahmen bezüglich Zinsen und Kosten für Kontoführung, Zahlungsverkehr und Debitkarte von «gewöhnlichen» Privatkonten abweichen. Zu beachten ist dabei, dass viele allgemeine Privatkonten auch Senioren offenstehen. Je nach Nutzungsprofil bieten sie sogar bessere Konditionen als spezialisierte Senioren-Konten.

Klassischer Einzahlungsschein ist ab Oktober Geschichte

Weniger technikaffine, meist ältere Menschen bevorzugen oft noch Papier für Zahlungen per Post oder den Gang zum Bankschalter. Wichtig zu wissen für alle: Ab dem 1. Oktober 2022 ist der altbekannte Einzahlungsschein definitiv Geschichte. Die QR-Rechnung hält dann Einzug in den Schweizer Zahlungsverkehr. Sie schlägt eine Brücke zwischen der papierbasierten und der digitalen Welt. Sie kann sowohl am Postschalter als auch fürs Mobile und Online-Banking genutzt werden. Nutzerinnen, welche auf E-Banking verzichten, können trotzdem beruhigt sein, denn die QR-Rechnung kann weiterhin am Postschalter und am Einzahlautomaten benutzt werden.

Der QR-Einzahlungsschein kann zudem mit dem Zahlungsauftrag im Kuvert an die Hausbank gesendet werden. Der neue Einzahlungsschein besteht aus einem Empfangsschein und einem Zahlteil mit QR-Code. Der Empfangsschein dient als Quittung bei Bareinzahlungen am Post- oder Bankschalter. Im Zahlteil ist der QR-Code integriert, neben dem wie bisher alle für die Zahlung relevanten Informationen aufgeführt sind.

Nicht technikaffine Personen werden geschröpft

Wer kein Vertrauen in E-Banking hat oder schlicht technisch überfordert ist und Rechnungen am Bankschalter begleicht, zahlt aber zum Teil happige Spesen für den personellen Mehraufwand der Banken. Bei der Credit Suisse fallen für eine Inlandzahlung am Schalter 35 Franken an, beim Konkurrenten UBS sind es sogar 60 Franken. Bei der Genossenschaftsbank Raiffeisen sind es 25 Franken, bei der Postfinance ist diese Transaktion kostenlos – zumindest für den Zahler. Der Haken: Die Postfinance belastet den Empfängern des Geldes Gebühren. Ein Beispiel illustriert die Kosten: Eine Überweisung im Betrag von 1300 Franken per roten Einzahlungsschein kostet den Empfänger 4.75 Franken. Eine QR-Rechnung kostet den Empfänger bei Einzahlung am Schalter 3.95 Franken bei einem Rechnungsbetrag von 1000 bis zu 10 000 Franken.

Zahlungsempfänger sollen Gebühren zurückfordern

Postfinance schreibt zu diesen Unkosten für Zahlungsempfänger im Preisreglement: «Es liegt im Ermessen der Empfängerin bzw. des Empfängers, diese Preise allenfalls bei der Zahlerin bzw. dem Zahler zurückzufordern.» Auch wenn die Post beim Empfänger zulangt: Am Ende bezahlen oft die Konsumenten die Zeche. Verschiedene Unternehmen überwälzen die Schalterspesen auf die Kunden. So verlangen die Telekomfirmen Swisscom, Salt, Sunrise und UPC von Kunden Aufschläge bis zu 7.50 Franken, wenn sie die Rechnung am Postschalter bezahlen.

Tiefe Kontoführungsgebühr bei der ZKB

Doch wie hoch sind die Kosten konkret bei führenden Schweizer Banken für Papier und Schaltergeschäfte mit einem Privatkonto? In der Tabelle werden die Preise von Credit Suisse, Postfinance, Raiffeisen, UBS und Zürcher Kantonalbank unter die Lupe genommen. Aufmerksame Leserinnen bemerken sofort, dass die Rubrik «Zins» in der Tabelle ganz fehlt. Der Grund: Alle angefragten Banken zahlen keinen Zins auf Privatkonten. Freuen dürfen sich Menschen, welche gerne ihren Kontosaldo per Telefon und nicht per Smartphone-App, SMS oder online abfragen. Lediglich Postfinance und UBS schrecken Anrufer mit einer Gebühr von 5 Franken ab.

Wer Zahlungsaufträge gerne per Post an seine Bank sendet, zahlt bei der Credit Suisse 1 Franken pro Zahlungsauftrag. Bei der Zürcher Kantonalbank sind es 4.80 Franken plus Porto. Die Staatsbank brilliert hingegen bei der Kontoführungsgebühr mit 12 Franken pro Jahr. Die höchste Kontoführungsgebühr im Vergleich weist unter den fünf Instituten die UBS mit 108 Franken im Jahr aus. Bankbezüge am Automaten der Hausbank sind überall kostenlos. Wer hingegen seiner Bank untreu wird und bei einer Fremdbank Bargeld bezieht, bezahlt überall eine Gebühr von 2 Franken. Barbezüge am Schalter sind – mit Ausnahme der UBS – bei allen Banken kostenlos. Die UBS verrechnet pro Bezug 2 Franken.

Auch E-Banking ist nicht mehr gratis

Die Erkenntnis: Richtig teuer sind vor allem die UBS und auf Dauer generell Zahlungen von Rechnungen am Bankschalter sowie Zahlungsaufträge per Post und Bezüge an fremden Bancomaten. Wer hohe Spesen für manuelle Bankgeschäfte vermeiden will, muss zwangsläufig auf E-Banking setzen und möglichst auf Bankbelege aus Papier verzichten. Die in der Tabelle nicht aufgeführten Gebührenvergleiche mit den E-Banking-Kosten für dieselben Geschäftsfälle zeigen: Die anfängliche «Alles-gratis-Kultur» beim E-Banking ist längst Geschichte. Mit papierlosem E-Banking lässt sich je nach Bank und Nutzungsprofil aber immerhin rund ein Drittel bis zur Hälfte der Gebühren sparen. Wer auf Papier und Schaltergeschäfte setzt, hat klar die höchsten Kosten.

Unter hohen Gebühren leiden vor allem ältere Bankkunden, welche noch weniger affin für Smartphone-Lösungen und E-Banking sind. Peter Burri Follath, Sprecher der Altersorganisation Pro Senectute, sagt zu Bankgebühren für manuelle Bankgeschäfte: «Banken sollten nach wie vor hybride Lösungen anbieten.» Diesen förderten aber, falls sie kostenpflichtig seien, den reibungslosen Übergang in die digitale Welt nicht.

Lesen Sie den Originalartikel vom 03.03.2022 auf nzz.ch oder laden Sie sich die NZZ-Online-Version mit nutzwertiger Tabelle als PDF herunter.

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